Festivals im Bereich der performativen Künste (Theater, Tanz, Performance, Oper, usw.) sind besondere temporäre Veranstaltungen, in denen aktuellen Inszenierungen Raum gegeben wird. In ihnen entwickeln sich aktuelle künstlerische Positionen und gesellschaftliche Fragen. Sie finden als festliche Ereignisse der Freien Szene und oftmals mit staatlicher Förderung und kulturpolitischer Unterstützung statt. Dennoch sind sie zumeist unabhängig von institutionellen Rahmen und „Zentren“ wie Stadttheatern. Welche Formen des Festivals gab es während der Bonner Republik (1945-1990), insbesondere im Rheinland, und was waren ihre Inhalte, ihr Status, ihr kollektiver Beitrag zu Kunst und Gesellschaft? Wann gab es wenige, wann wurde es mehr - wie ist das Verhältnis zu Bonn, bzw. Berlin als politischen und kulturellen Zentren? Sind jene Festivals selbst als „Zwischenräume“ und „Vermittler“ von Zentrum und Peripherie, von Ost und West, von Routine und Fest, von Kanon und Experiment, Geschichte und Aktualität oder von Ist-Zustand und Utopie zu verstehen? Sind ihre kuratorischen Konzepte und deren Verwirklichung - und nicht nur ihre einzelnen Theaterarbeiten - Ausdruck kultureller und gesellschaftlicher Identität? Wie wäre über Festivals theaterhistorisch und medienkulturwissenschaftlich zu forschen?
Der Beitrag findet im Rahmen der Ringvorlesung Bonner Republik: “Das Zentrum ist nicht das Zentrum” (veranst. von Dr. Jasmin Grande) am 30.01.2025 ab 18:00 Uhr im Haus der Universität, Schadowstraße 14, 40212 Düsseldorf statt und entwickelt in Form eines Gesprächs mit Dr. Sascha Förster und Dominik Müller eine Annäherung an die Festivalkultur der Bonner Republik. Dominik Müller stellt das Festival-Forschungsprojekt vor und es wird auch über das betreffende Archivmaterial im Theatermuseum gesprochen - sowie dessen Relation zu weiteren Fragen der deutschen Festivalgeschichte.